Alte Geschichten

Die Familienvans dösen wie moderne Dornröschen auf dem glühenden Asphalt. Der unheimliche Sommer hat irgendwann begonnen und hält seit vielen Jahren an. Die Gartenstadt duftet ohrenbetäubend nach Rosen. Alles ist wie mit Honig übergossen, erstarrt in der Utopie der Häuslebauer. Die, vor Urzeiten in denen es noch Kriege gab, auszogen und eine neue Existenz erzwangen, mit ihren Händen und dem besessenen Willen die Erinnerung im Fundament zu verscharren. Die Erben wurden verzogen mit Butter, Schweinespeck und Bezinkutsche. Voll aber nicht erfüllt, auf der Suche nach sich selbst aber nicht selbstlos blicken sie ängstlich, neidisch in die Vorgärten der Nachbarn. Hinter ihrem Rücken schlüpfen ihre Kinder durch’s Gartentor und wachsen einfach so, ganz von allein auf…

Kanal

München, den 7.3.2017

Mit dem Radl rattere ich die Isarauen runter. Ich vertreibe mir die Sommerferien bis ich in die neue Schule komme, damit die Stadt für mich zurück zu erobern. Ich war vier Jahre weg und seit meinen Barfusstagen im Hinterhof hat sich mein Radius vergrößert und der Blick eines Kindes ist dem eines Heranwachsenden gewichen. Meine Freunde von der Gebeleschule sind über alle Berge. mehr...

Ronja

München, den 1.3.2017

Ich bin neu in der Stadt. Morgens wenn der Regen peitscht steht sie mit mir gemeinsam am Max-Weber Platz und wartet auf die Tram.mehr...

Rumgeklampfe

München, den 7.3.2017

Hannes, Haschi und ich sitzen im Cadillac Kino an der Bar, trinken Kaffee und schauen den Bedienungen auf den Arsch. Sie tragen hübsche rote Röckchen und sind wie alles in dieser 80er Jahre Vision eines 50iger Jahre Kinos sorgfältig ausgewählt um ins Bild zu passen. Natürlich sind sie blond. mehr...

Die Achtzger

München, den 2.3.2017

Es ist Herbst. Der Mayr hat ne Achtzger gefunden. Lag hinter der Schule rum. Tankdeckel fehlt aber sonst steht sie gut da. Wir schieben das Trum erstmal hinter ein Gebüsch und verstecken es.mehr...

Kellerkinder

München, den 1.3.2017

Vom Michaeli Gymnasium zum Karl-Preis Platz ist es nicht weit mit der U-Bahn. Dieter öffnet die U-Bahn Tür und schreitet mit weiten, zielgerichteten Schritten auf den 70er jahre rotzbraunen Bahnsteig. Er läuft immer als hätte er wenig Zeit. Federnd, forsch und vor allem sehr schnell. Ich als Kettenraucher habe Mühe hinterher zukommen. mehr...

Kiesgruben-Hochzeit

München, den 28.2.2017

Es gibt Kartoffelbrei bei meiner Oma in der Küche. Ich löffele meinen Teller leer und betrachte das Kruzifix an der Wand. Im Schliessfach am Ostbahnhof wartet eine Flasche Southern Comfort auf mich die mir der Raffipunk aus dem Antifa-Laden in der Breisacher Strasse netterweise im Penny gekauft hat weil er schon 18 ist. mehr...

Journaille

München, den 21.3.2017

Die Familienvans dösen wie moderne Dornröschens auf dem glühenden Asphalt. Der unheimliche Sommer hat irgendwann begonnen und hält seit vielen Jahren an. Die Gartenstadt duftet ohrenbetäubend nach Rosen. Alles ist wie mit Honig übergossen, erstarrt in der Utopie der Häuslebauer. Die, vor Urzeiten in denen es noch Kriege gab, auszogen und eine neue Existenz erzwangen, mit ihren Händen und dem besessenen Willen zu vergessen und die Erinnerung im Fundament zu verscharren. Die Erben wurden verzogen mit Butter, Schweinespeck und Bezinkutsche. Voll aber nicht erfüllt, auf der Suche nach sich selbst aber nicht selbstlos blicken sie ängstlich, neidisch in die Vorgärten der Nachbarn. Hinter ihrem Rücken schlüpfen ihre Kinder durch's Gartentor und wachsen einfach so, ganz von allein auf... mehr...

Grosse Ferien

München, den 28.2.2017

Ich sitze auf der Werneck-Wiese in der Sonne und warte. Ein paar Meter weiter spielen die Jungs aus Ghana auf Bongos. Bei unseren Mädels drüben kreist ein Joint. Ich warte. mehr...

Uase

München, den 15.3.2017

Die ganze Clique hat Hausarrest. Wir sitzen in unseren Zimmern und starren die Wände an. Ich höre Dead Kennedys. Keine Ahnung wie das Ganze so aus dem Ruder laufen konnte. Es begann als Party in den Osterferien. Nadjas Eltern waren weggefahren und sie hatte sturmfrei. Es war ein netter abend und wir übernachteten bei Ihr. Am nächsten morgen feierten wir weiter. Als wir Bierholen gingen sagten wir noch anderne Freunden Bescheid. Ein guter Punkt aufzuhören wäre gewesen als wir am dritten Tag Leute trafen die keiner von uns kannte. mehr...

Heimatabend

München, den 25.2.2017

“Es ist 1996, meine Freundin ist weg und bräunt sich in der Südsee…”. Gertschi legt auf. Es ist natürlich nicht 1996. Dann wäre die Heimat ja bereits renoviert und es gäbe die neuen Wischtechnikwände anstatt der treugelben Nikotinfarbe und der mit Bettlaken abgehängten Decke. Und den neuen Boden - mit der Matchboxspielstrasse drauf. Auf jeden Fall habe ich keine Freundin. Soviel ist sicher. mehr...

Instant-Kaffee

München, den 3.3.2017

Frau Lamm fegt im Kittel die Treppe und unterhält sich lautstark mit Herrn Flasch über die Schlagzeilen seiner Bildzeitung. Herr Flasch sitzt in Shorts auf einem Klappstuhl auf der Dachterrasse gegenüber. Weil er keine Unterhose trägt kann ich seine Eier sehen. Herr Flasch war mal Preisboxer. Und dann Bierfahrer beim HB. Jetzt ist er fast taub und darum muss die Lamm ihn immer anbrüllen bis ich wach werde. mehr...

In die Dunkelheit

München, den 3.3.2017

Wir sitzen bei Anke und Wolfi auf dem Bett und spielen Sonic the Hedgehog. So geht das schon seit heute morgen. Ich hab's gestern nach der Heimat nicht nach Hause geschafft und bei der Anke auf der Couch gepennt. Die kleine Nadja ist da, die große Nadja ist da und der Schöbel. Der Schmutz an den Fenstern hält den Lärm der Rosenheimerstrasse ab. Ich trinke den vierten Kaffee und ein warmes Konterbier. mehr...

Kaltes klares Wasser

München, den 3.3.2017

Seit Wochen versuche ich irgendwie mal wieder einen guten Abend zu verbringen. Die Band hat sich aufgelöst und ich eiere nur noch zwischen Büro und Bett hin und her. Alle sind krank, weg oder sauer auf mich. Ich komme gerade von Kathas Hochzeit und lege die grotesk schrillen Mahnungen auf den Stapel zu ihren Freunden von letzter Woche. Ich frage mich ob das eigentlich immer so weitergeht oder was dann? Sperren sie mich dann ein? Gepfändet haben sie das Konto ja schonmal. Die würden aber doch nie die Kuh schlachten die sie melken? Würden sie nicht. Oder? mehr...